In dieser Künstlerinnenführung tauschen sich Nanne Meyer und Andreas Schalhorn über das Medium der Zeichnung, das Arbeiten mit Papier und Nanne Meyers Jahrbücher aus. Andreas Schalhorn ist Referent für moderne und zeitgenössische Kunst am Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, welches bereits Teile von Nanne Meyers Werken in seinem Besitz hat.
Die Führung vertieft die Ausstellung im Atelier Liebermann: Nanne Meyer. von wegen, in der Fragen nach dem „wo bin ich“ und dem kindlichen Staunen darüber für die Künstlerin wesentliche Grundimpulse ihrer künstlerischen Arbeit beschreiben.
In der Ausstellung zeigt Nanne Meyer neben ihren Papierperspektiven, die den Blick aus dem Flugzeug zeichnerisch fassen, auch die Kartenarbeiten – ihre Auseinandersetzung mit der kartografierten Welt. Erzeugt bei den Papierperspektiven die zeichnerische Spur ein Neben- und Übereinander von Raum- und Zeitperspektiven, so werden bei den Kartenarbeiten Landkarten, Atlasseiten und Stadtpläne als zeichnerisches Material verwendet. Ein besonderer Teil der Ausstellung sind Nanne Meyers Jahrbücher. Auf inzwischen 28 Exemplare angewachsen, füllt Nanne Meyer Blindbände von Verlagen mit Beobachtungen, Texten, Erinnerungen und Gesprächsfetzen. Durch die Jahrbücher erhält man eine Ahnung vom Gedankenkosmos der Künstlerin und hat Einblick in ihr papierenes Atelier. Im dritten Teil der Ausstellung werden die Wort-Zeichnungen präsentiert. Insgesamt ca. 150 Zeichnungen widmen sich dem Thema der unscheinbaren und vermeintlich überflüssigen Worte, denen als Füll- und Nebenwörter in der deutschen Sprache kaum Beachtung geschenkt wird. Gleichwohl sind es jene, die Stimmung und Kolorit der Sprache bestimmen wie „absolut“, „zwangsläufig“ und „zweifelllos“.
Nanne Meyer widmet sich konsequent seit den siebziger Jahren ausschließlich der Zeichnung. 2014 erhielt sie für ihr zeichnerisches Werk den renommierten Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin.