„Unter den Platten meines Vaters fand ich Stockhausen“
Turgut Erçetin
Ein Blick in die Welt lässt rasch erkennen, dass sich für die Vielfalt des zeitgenössischen Musikschaffens nur schwer eine einheitliche Musikästhetik denken lässt. Andererseits werden die Netze und Austauschprozesse zwischen den Kulturen immer enger und intensiver, wird auch unsere Gesellschaft in Deutschland zunehmen kulturell aufgefächert. Dies stellt an musikalische Bildung und musikalische Ästhetik neue Herausforderungen und eröffnet neue Horizonte, wie sie schon immer für Künstler, Komponisten und Hörer inspirierend waren.
Der Vielschichtigkeit dieses Themas wollen wir uns aktuell mit Bezug zur Türkei nähern: Drei kammermusikalische Werke von drei derzeit in Berlin lebenden türkischen KomponistInnen (Taner Akyol, Turgut Erçetin, Zeynep Gedizlioglu) werden vom Ensemble Mosaik aufgeführt. Ihr jeweiliger musikalischer Hintergrund, ihre musikalische Bildung, ist sehr unterschiedlich – wie das Land, in dem sie aufgewachsen sind. Turgut Erçetin, derzeit Gast des Berliner Künstlerprogramms, ist in seiner computerbasierten Kompositionsweise der zeitgenössischen abendländischen Musiktradition verbunden, die er in Istanbul seit seiner Kindheit kennt und in Istanbul und den USA studiert hat. Ganz anders kam Taner Akyol, ein virtuoser Bağlama-Spieler, erst später in Deutschland zur Komposition, die beide Welten vereint. Zeynep Gedizlioglus Werdegang schließlich ist von verschiedenen Stationen und Lehrern in Istanbul und Westeuropa geprägt. Die präsentierten Werke spiegeln die kulturelle Vielfalt und die politischen Widersprüche des Landes. Ein einführender Vortrag in musikalische Bildung / Ästhetik im transkulturellen Kontext von Prof. Dr. Sebastian Klotz und ein Gespräch mit den KomponistInnen liefern die Rahmung.