Wie ist das Verhältnis zwischen innerer Vorstellungs- und innerer Erlebniswelt zur Struktur von Musik, zur Gestalt einer Partitur und zum hörbaren Klang? Wie gehen wir mit den massenhaft erfahrenen musikalischen Eindrücken um? Die Frage des Ausdrucks ist das zentrale Thema für den aus Israel stammenden Komponisten Yair Klartag, derzeit Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, seit einigen Jahren.
Die Auseinandersetzung mit der Ausdrucksqualität von Musik beschäftigt ihn aber nicht selbstreferenziell in Bezug auf sein Werk, sondern führt ihn zur Hinterfragung unserer Gesellschaft des medialen Überschusses. Nicht selten bezieht er sich in seinen Kompositionen auf das Denken von Samuel Beckett oder, wie in seinem audiovisuellen Klavierstück „Im Zeitalter der Reproduzierbarkeit“, auf das paradigmatische Buch von Walter Benjamin aus den 1930ern. Ausgehend von diesem anspruchsvollen audiovisuellen Klavierstück führt der israelische, 1985 geborene Yair Klartag in seine kompositorischen Gedanken ein. Zu hören sind außerdem zwei diametral gegenüberstehende Klavierstücke: die expressive „Schwarze Messe“ von Alexander Skrjabin und die fulminant-spröde, sich an Historie und Kapitalismus abarbeitende Komposition „Arbeit“ für virtuelle Hammondorgel von Enno Poppe, die dem Pianisten des Abends, Ernst Surberg, auf den Leib geschrieben ist. Die drei Werke ergeben einen besonderen Klavierabend mit Perspektivwechseln auf heute und gestern.Begrüßung
Dr. Pascal Decker
Vorstand der Stiftung Brandenburger Tor
Einführung
Julia Gerlach, Spartenleiterin Musik beim Berliner Künstlerprogramm des DAAD, Beirat Stiftung Brandenburger Tor
Vortrag
Yair Klartag, Komponist
Musik
Enno Poppe:, „Arbeit“ (2006/07) für virtuelle Hammondorgel
Yair Klartag: „Im Zeitalter der Reproduzierbarkeit“ (2015) für Klavier und Video
Alexander Skrjabin: „Schwarze Messe“ (1911-1913) Klaviersonate Nr. 9 op 68
Klavier
Ernst Surberg
Empfang
bis 22Uhr
Eine Veranstaltung der Stiftung Brandenburger Tor in Kooperation mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAADYair Klartag begann erst mit 13 Jahren, Klavier zu spielen. Zwei Jahre später erhielt er den ersten Kompositionsunterricht. Ab 2006 studierte Klartag an der Buchmann-Mehta Musikhochschule der Universität Tel Aviv Komposition, wechselte 2010 nach Basel und ging anschließend als Doktorand an die Columbia University nach New York.
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